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Börsenparty wie 1999 – gefährlich oder erste der Anfang?

Dienstag, 22.11.2016

Alfred Maydorn, Chefredakteur

 

Liebe Leser,

Dow Jones? Rekordhoch! S&P 500? Rekordhoch! Nasdaq? Rekordhoch! Ein solches Dreifach-Hoch hat es schon lange nicht mehr gegeben, zuletzt vor fast 17 Jahren. Exakt am 31.12.1999 passierte es das letzte Mal, dass die drei wichtigsten Indizes in den USA gleichzeitig ein neues Allzeithoch erreichten. Diejenigen, die schon länger an der Börse unterwegs sind wissen, dass dieser Zeitpunkt alles andere als optimal war, um in Aktien zu investieren, denn nur drei Monate später war es vorbei mit der damaligen Börsenparty. Im März 2000 erreichte die Euphorie ihren Höhepunkt und es folgte ein wirklich übler Kater, der den Nasdaq von 5.000 auf nur noch knapp über 1.000 Punkte abstürzen ließ.

 

Nasdaq, in Punkten

 

Droht ein neuer Kurssturz?

Heute notiert der Nasdaq-Index bei 5.368 Punkten. Ist also wieder Gefahr im Verzug und höchste Zeit, sich von Aktien zu verabschieden. Klare Antwort: Nein! Denn während damals in den Jahren zuvor gewaltige Summen in Firmen mit zum Teil zweifelhaften Geschäftsmodellen gepumpt worden waren und für eine der größten Spekulationsblasen aller Zeiten gesorgt hatten, sind Aktien in den zurückliegenden Jahren von Investoren eher gemieden worden. Stattdessen floss das Geld massiv in Anleihen. Die Aussicht auf steigende Kurse dank der immer weiter fallenden Zinsen hat Rentenfonds seit 2009 einen Zufluss von geradezu unglaublichen 1.500 Milliarden Dollar beschert.  

 

Aktien mit Rekordzuflüssen

Jetzt scheint sich der Trend zu drehen, denn während in der ersten Hälfte des laufenden Monats 15 Milliarden Dollar aus Anleihefonds abgezogen wurden, hatten Aktienfonds in den acht Tagen nach der Wahl von Donald Trump den stärksten Zufluss seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1993. Mit einem Zufluss von 45,7 Milliarden Dollar wurde der bisherige Rekord vom August 2007 – damals waren es 43,7 Milliarden Dollar – übertroffen. Bekanntlich war aber der August 2007 auch nicht gerade der beste Zeitpunkt, Aktien zu kaufen. Zwei Monate später, im Oktober 2007 war es mit der Aufwärtsbewegung vorbei und es waren die ersten Anzeichen der aufziehenden Finanzkrise zu spüren, die in den folgenden anderthalb Jahren zu Kursverlusten von über 50 Prozent führten.

 

Zeit zum Umschichten

Auch wenn es durchaus einige Experten gibt, die das anders sehen, eine neue Finanzkrise ist in absehbarer Zeit wohl eher nicht zu befürchten. Unangenehm könnte es aber für die Besitzer von Anleihen werden. Denn wenn die Zinsen weiter steigen, dann drohen kräftige Kursverluste. Und auch wenn sie nicht weiter steigen, sind die aktuellen Renditen ohne Kursgewinne äußerst schmal. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen liegt auch nach dem jüngsten Anstieg bei überschaubaren 2,3 Prozent. In Deutschland sind es bei 10-jährigen Papieren sogar nur 0,25 Prozent.

 

Also, die Chancen stehen nicht schlecht, dass in den kommenden Monaten zumindest ein Teil der 1.500 Milliarden von Anleihen wieder zurück in Aktien fließt. Eigentlich müsste dieser Geldfluss in Anbetracht der weitaus niedrigeren Zinsen in Deutschland bei uns sogar stärker sein als in den USA. Aber der DAX ist im Gegensatz zu den US-Indizes meilenweit von seinen Höchstständen entfernt. Die Deutschen und Aktien werden – wie man sieht – offensichtlich auch bei Nullzinsen keine Freunde mehr. Schade eigentlich.

 

Viele Grüße und viel Erfolg,

Ihr Alfred Maydorn

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