Liebe Leser,
als ich heute früh die Headline las, dass General Electric aus dem Dow Jones rausgeworfen wird, war ich wirklich etwas schockiert. Klar, die besten Jahre hat der Industrie-Gigant hinter sich, zuletzt war die Entwicklung des Aktienkurses eine einzige Katastrophe. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus auf 26 Prozent, nachdem die Aktie schon im vergangenen Jahr 37 Prozent verloren hatte.
General Electric, in US-Dollar (seit Juni 2016)
Schluss mit Bundesliga
Aber wenn man nach 110 Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit den weltweit wichtigsten Aktienindex verlassen muss, dann ist das sogar dramatischer als der Abstieg des HSV aus der Bundesliga – und der kam ja dann irgendwie doch nicht so überraschend. Aber auch die Misere bei General Electric ist über Jahre hinweg entstanden. Vor allem falsche Management-Entscheidungen wie der massive Ausbau der Aktivitäten im Bereich Kohle und Gas und die gleichzeitige Vernachlässigung der rasant wachsenden Erneuerbaren Energien haben zum Niedergang des ehemaligen Vorzeigekonzerns geführt.
Geringes Gewicht
Durch den rasanten Absturz des Kurses auf zuletzt nur noch 13 Dollar hatte die Aktie im preisbasierten Dow-Jones-Index ohnehin nur noch eine geringe Gewichtung von gerade einmal 0,34 Prozent. Beim Dow Jones kommt es bei der Gewichtung nicht wie beim DAX auf die Marktkapitalisierung an, sondern auf die Höhe des Aktienkurses – auch wenn das nun wirklich so gar keinen Sinn macht. Tatsächlich ist eine Aktie die 20 Dollar kostet, doppelt so hoch im Dow gewichtet, wie eine, die bei 10 Dollar notiert. Und so wird die für General Electric in den Index kommende Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance mit einem aktuellen Kurs von 65 Dollar rund fünf Mal so hoch im Dow Jones gewichtet sein wie zuletzt General Electric.
Warum Walgreens und nicht Amazon?
Aber warum nimmt man eigentlich eine Drogeriekette mit geringen Wachstumsperspektiven und einem Börsenwert von gerade einmal 64 Milliarden Dollar neu in den Index auf? Wie lange will das Gremium für die Indexzusammensetzung eigentlich noch bei Amazon warten, dessen Börsenwert aktuell bei 841 Milliarden Dollar liegt? So lange, bis Amazon einen Split macht, denn beim aktuellen Kurs von 1.734 Dollar hätte Amazon bei einer Aufnahme in den Dow Jones eine Gewichtung von 48 Prozent – und das wäre dann auch für den E-Commerce-Giganten ein bisschen zu viel.
Kaufen? Halten? Verkaufen?
Aber auch ohne Dow-Aufnahme ist die Aktie von Amazon weiterhin kaufenswert – ganz im Gegensatz zu General Electric, um dessen Papier man (weiterhin) einen weiten Bogen machen sollte. Oder würden Sie Aktien von HSV kaufen, wenn es denn welche gäbe?
Viele Grüße und viel Erfolg,
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