Alfred Maydorns tägliche Analyse – klar, konkret, kontrovers

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Amazon: 100.000 Prozent, Billion geknackt – war´s das jetzt?

Mittwoch, 14.11.2018

Alfred Maydorn, Chefredakteur

 

Liebe Leser,

als Amazon im Mai 1997 an die Börse ging, gab es an den US-Börsen noch keine Dezimalstellen. Es wurden Bruchzahlen verwendet. 23 ½ Dollar lautete der erste Schlusskurs von Amazon. Das waren gut 30 Prozent mehr als der Emissionspreis von 18 Dollar. Bereinigt man den Kurs um die bis heute durchgeführten drei Aktiensplits, dann lag der damalige Schlusskurs bei gerade einmal bei 1,96 Dollar. Das bedeutet, dass die Aktie bei einem Kurs von 1.961,96 Dollar sich um exakt 100.000 Prozent verteuert hat. Erstmals erreicht wurde diese Marke am 29. August dieses Jahres.

 

Eine Billion Dollar!

Nur wenige Tage später wurde es schon wieder historisch: Am 4. September stieg Amazon im Tagesverlauf auf über 2.045,51 Dollar. Exakt zu diesem Kurs belief sich der Börsenwert auf eine Billion Dollar. Das Papier stieg dann sogar noch auf 2.050,50 Dollar, aber schon am Ende dieses historischen Handelstages war Amazon wieder weniger als eine Billion Dollar wert. Und durch die Korrekturbewegung in den zurückliegenden Wochen ist der Wert mittlerweile auf „nur“ noch 798 Milliarden Dollar zusammengeschrumpft. 200 Milliarden Börsenwert weg innerhalb weniger Wochen. Nach dem Börsengang hatte es lange 18 Jahre gedauert, um eine Bewertung von 200 Milliarden Dollar zu erreichen.

 

Börsenwert Amazon, in Milliarden Dollar

 

Alles erreicht – und jetzt?

Erst die 100.000 Prozent geschafft, dann die Billionengrenze geknackt – seitdem geht es nur noch abwärts. Kann es sein, dass die sagenhafte Erfolgsstory der Amazon-Aktie ein Ende gefunden hat? Ist die Luft raus wie bei einem Spitzensportler, der alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt? Klar, eine Aktie ist keine Person, aber ihr Kurs wird von Personen gemacht. Von Anlegern und Aktionären, die mit ihren täglichen Käufen und Verkäufen den Kurs bestimmen, aber auch von Analysten, deren Einschätzungen und Bewertungen ebenfalls die Kurse bewegen.

 

(Zu) positive Analysten

Die Summe der Analysteneinschätzungen ist darüber hinaus ein ganz guter Indikator wie die aktuelle Stimmungslage für eine Aktie ist. Und hier gilt der auf den ersten Blick erstaunliche Zusammenhang: Je mehr Kaufempfehlungen es für eine Aktie gibt desto geringer ist das Kurspotenzial. Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach: Wer eine Aktie zum Kauf empfiehlt, der hat sie (oder seine Kunden) auch selbst und scheidet somit als künftiger (und kurstreibender) Käufer aus.

 

Andersherum hat eine Aktie das größte Kurspotenzial, wenn die Mehrheit der Experten von einem Kauf abrät. So war es übrigens in den ersten Jahren bei Amazon. Damals wurde von der Mehrheit der Analysten sogar ausdrücklich vor einem Investment in den „hoffnungslos überbewerteten Internet-Buchverkäufer“ gewarnt.

 

Mittlerweile hat sich das Blatt komplett gedreht. Kein einziger der 48 Analysten, der sich heute mit Amazon beschäftigt, rät zum Verkauf. Lediglich zwei Experten sagen „Halten“, die anderen 46 raten zum Kauf der Aktie. Eine derart einhellig positive Einschätzung einer Aktie gibt es ausgesprochen selten. Und sie birgt durchaus Gefahren. Denn es gibt nur noch zwei Experten, die von „Halten“ auf „Kaufen“ hochstufen können und so vielleicht für neue Aktienkäufe sorgen. Andererseits gibt es sehr viele Experten, die ihre positive Einschätzung eines Tages aufgeben können.

 

Taxifahrer, Zahnärzte und 4-jährige Mädchen

Natürlich sind es nicht nur die Analysteneinschätzungen die Kurse bewegen, aber dennoch mache ich mir schon seit einiger Zeit Gedanken über die über alle Grenzen hinweg fast ausnahmslos positive Einschätzung der Amazon-Aktie: Analysten, Börsenmagazine, Taxifahrer, Zahnärzte – alle raten zum Kauf oder haben Aktien von Amazon. Sogar meine 4-jährige Tochter hat Amazon in ihrem monatlichen Aktiensparplan mit dabei. So etwas geht in der Regel nie gut. Vielleicht waren die 100.000 Prozent und die Billionenbewertung ja doch so etwas wie unüberwindbare Meilensteine – oder sogar Warnsignale.


Viele Grüße und viel Erfolg,

Ihr Alfred Maydorn

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