Liebe Leser,
„Das war´s noch nicht“. Mit dieser Aussage kündigte Uli Hoeneß im Mai 2014 vor dem Antritt seiner Haftstrafe seinen Rücktritt an. Und er ließ seinen Worten Taten folgen und ist seit November 2016 wieder Präsident des FC Bayern. Natürlich hinkt der Vergleich von Herrn Hoeneß mit dem US-Aktienindex S&P 500 an allen Ecken und Enden, auch wenn sich der Bayern-Präsident recht gut mir Aktien auskennt. Aber für den US-Aktienmarkt passt die damalige Aussage von Hoeneß gerade erstaunlich gut.
9,8 Prozent schon im Juni fast erreicht
Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit war „es das wirklich noch nicht mit Aktien in diesem Jahr, auch wenn man das auf den ersten Blick meinen könnte. Denn das Plus seit Jahresbeginn von 9,7 Prozent liegt nahezu exakt auf dem Niveau des durchschnittlichen Jahresgewinns des S&P 500. Von 1928 bis 2016, also in den zurückliegenden 90 Jahren hat der Index um durchschnittlich 9,8 Prozent pro Jahr zugelegt. Jetzt hat er diese Marke schon nach noch nicht einmal sechs Monaten erreicht. Können wir uns also auf ein sehr ruhiges zweites Halbjahr ohne größere Bewegungen einstellen?
Mitnichten. Denn die 9,8 Prozent sind eben nur ein Durchschnittswert. Und im Fall des S&P 500 einer, der in der Realität sehr selten erreicht wird. Denn tatsächlich gab es im Beobachtungszeitraum von 90 Jahren nur sechs Jahre, in denen der S&P 500 zwischen 5 und 10 Prozent zugelegt hat. Ruhig verlaufende Jahre sind die absolute Ausnahme, größere Schwankungen viel normaler als gedacht. So hat der Index in mehr als einem Viertel der 90 Jahre um mehr als 20 Prozent zugelegt. Andererseits hat er in jedem fünften Jahr über zehn Prozent an Wert eingebüßt.
Häufigkeit der Kursveränderungen seit 1928
Am häufigsten waren beim S&P 500 in den zurückliegenden 90 Jahren Kurssteigerungen von über 20 Prozent zu beobachten (27,0 Prozent). Aber auch Kursverluste von über zehn Prozent gab es relativ häufig (21,3%).
Das zweite Halbjahr könnte sogar noch besser werden
Ohne es genau zu wissen dürfte es aber vermutlich kaum ein Jahr gegeben habe, in dem der Index nach einem Anstieg von fast zehn Prozent im ersten Halbjahr dann zum Jahresende noch mit mehr als zehn Prozent ins Minus gerutscht ist. Aber es gab zahlreiche Jahre, in denen auf ein gutes erstes Halbjahr ein noch besseres zweite folgte.
Im Durchschnitt +24,5 Prozent beim DAX
Beim DAX ist der Hang zur Übertreibung übrigens noch größer als beim S&P 500. Seit der Gründung des DAX im Jahr 1987 gab es 21 positive und acht negative Jahre. In den Minusjahren gab der Index im Schnitt um 19,7 Prozent nach, während er in den guten Jahren um satte 24,5 Prozent zulegte. Aktuell liegen wir seit Jahresbeginn um gut elf Prozent vorn – da ist also noch ordentlich Luft nach oben. Oder anders ausgedrückt: Das war´s noch nicht.
Viele Grüße und viel Erfolg,
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