Liebe Leser,
es gibt kaum eine Phase, an der sich die Börsianer nicht um irgendetwas Sorgen machen. Aber in diesen Tagen ist der „Sorgen-Lastwagen“ wirklich prall gefüllt. Zu der Angst vor einem drohenden Handelskrieg und zu stark steigenden Zinsen kommt jetzt auch noch das Fiasko bei Facebook hinzu, das gestern der gesamten Tech-Branche ordentlich zugesetzt hat. Die Aktie von Facebook stürzte an der Wall Street um knapp sieben Prozent ab und riss die anderen großen Tech-Aktien mit nach unten. Der technologielastige Nasdaq-Composite-Index gab um 1,8 Prozent nach – der größte Rückgang seit dem 8. Februar.
Facebook, in US-Dollar
Der Daten-Skandal bei Facebook strahlt tatsächlich auf die gesamte Branche aus, dürfte er doch dafür sorgen, dass die Nutzer sämtlicher Dienste zukünftig restriktiver mit ihren privaten Daten sein werden – was insbesondere Facebook und Google hart treffen würde, sind sie doch auf möglichst viele Daten ihrer Nutzer angewiesen.
Was macht der neue Notenbank-Chef?
Und dann sind da ja noch die anhaltenden Sorgen um einen drohenden Handelskrieg und die US-Notenbanksitzung in dieser Woche. Morgen wird der neue Chef der US-Notenbank, Jerome Powell mit sehr großer Wahrscheinlichkeit den US-Leitzins anheben. Während das als nahezu sicher gilt, richtet sich das Augenmerk vielmehr auf die Äußerungen Powells hinsichtlich weiterer Zinssteigerungen im laufenden Jahr.
Angstindex schießt 20 Prozent nach oben
Die stark gestiegene Unsicherheit an den Märkten spiegelte sich zum Wochenauftakt auch merklich im Angstbarometer VIX wider. Der Volatilitätsindex ist um satte 20 Prozent auf 19,02 Punkte in die Höhe geschnellt. Im Handelsverlauf hatte er sogar fast 22 Punkte erreicht und damit das höchste Niveau seit zwei Wochen.
Die charttechnische Situation beim US-Aktienindex S&P 500 hat sich spürbar verschlechtert. Die 50-Tage-Linie wurde bereits unterschritten, die 100-Tage-Linie ist kurz vor dem Durchbruch nach unten.
DAX mit Todeskreuz
Beim DAX wurden beide Linien längst gerissen, hier hat sich sogar das unter Charttechnikern gefürchtete „Todeskreuz“ ausgebildet. Von einem Todeskreuz spricht man in der Charttechnik, wenn der 50-Tagesdurchschnitt unter den 200-Tagesdurchschnitt fällt. Nicht selten markiert dieses Durchkreuzen das Ende eines längerfristigen Trends. Tatsächlich gab es in den zurückliegenden zehn Jahren beim DAX nur vier Mal ein solches Todeskreuz und jedes Mal verlor der Index in der Folge mindestens zehn Prozent an Wert, in der Finanzkrise summierten sich die Abschläge sogar auf 47 Prozent.
DAX, in Punkten, 50-Tage- und 200-Tage-Durchschnitt
Positive Signale
Auch wenn ich zuletzt schon mehrfach meine Skepsis gegenüber dem DAX zum Ausdruck gebracht habe, ein Minus von zehn Prozent oder mehr erscheint mir dann doch zu viel. Zumal ich davon ausgehe, dass der US-Aktienmarkt schon bald wieder Fahrt nach oben aufnimmt. Zuversichtlich stimmt mich unter anderem die Tatsache, dass der Markt gestern bei all den negativen Nachrichten nicht noch weiter gefallen ist, sondern sogar – erneut – viele Schnäppchenjäger angelockt hat. Und dann bin ich guter Dinge, dass der neue Notenbankchef Powell auf seiner ersten Sitzung nicht darauf aus ist, die Märkte in irgendeiner Weise zu verunsichern oder gar zu schockieren.
Alles verkaufen?
Also alles gut? Sicherlich nicht, aber schon gar nicht alles schlecht – aber definitiv ein schlechter Zeitpunkt, um Aktien zu verkaufen. Eher die Zeit, selektiv Aktien einzusammeln. Wie etwa JinkoSolar, die gestern dem schwachen Umfeld mehr als getrotzt und um 4,6 Prozent zugelegt hat. Ein klares Zeichen von Stärke.
Viele Grüße und viel Erfolg,
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