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Indikator erreicht Crash-Niveau– sind Aktien jetzt überbewertet?

Montag, 12.12.2016

Alfred Maydorn, Chefredakteur

 

Liebe Leser,

die Feierstimmung an den Börsen hält an. Die US-Börsen beendeten die zurückliegende Handelswoche erneut mit neuen Rekorden. An allen fünf Handelstagen legten die drei wichtigsten Indizes, Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq zu – so eine Woche hatte es zuletzt vor fünf Jahren gegeben. Und mittlerweile feiert auch Deutschland mit. Der DAX schnellte in der vergangenen Woche um satte 6,5 Prozent nach oben – die beste Handelswoche des Jahres.

 

Bei so rasanten Kurssteigerungen ist es fast schon ein Reflex vieler Experten, davon zu sprechen, dass die „Luft dünner“ werde und weitere Kurssteigerungen „nur noch schwer möglich“ seien. Was sollen sie auch anderes sagen, schließlich waren die meisten von ihnen auch schon vor Beginn der Rallye der Ansicht, die Aktienmärkte könnte nicht viel weiter zulegen.

 

(Zu) teure Aktien?

Konnten sie doch, wie man sieht. Aber ist jetzt nicht wirklich langsam Schluss mit der Festtagslaune? Sind Aktien mittlerweile nicht viel zu teuer? Es gibt einen Indikator, der nicht nur darauf hindeutet, sondern der geradezu vor einem anstehenden Kurseinbruch warnt. Und zwar handelt es sich um das sogenannte CAPE-KGV, das im Gegensatz zum normalen KGV den Durchschnittsgewinn der vergangenen zehn Jahre berücksichtigt und die Inflation mit einbezieht. Dieses Cape-KGV hat jetzt einen Wert von über 27 erreicht. So hoch oder höher notierte es nur vor dem Aktiencrash 1929, vor dem Internet-Absturz im Jahr 2000 und vor dem Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008.

 

Hier der Verlauf des Cape-KGV seit 1900:

 

Was in dem Chart vor allem auffällt, ist der extreme Anstieg von 1985 bis zum Jahr 2000. In dieser Zeit hat sich das Cape-KGV von unter 10 auf fast 45 erhöht. Den aktuellen Wert von 27 hat es so in etwa im Jahr 1997 erreicht. Waren Aktien 1997 also zu teuer? Wäre es ein guter Zeitpunkt zum Verkaufen gewesen? Folgte an den Märkten ein scharfer Einbruch? Mitnichten, exakt das Gegenteil war der Fall. Von 1997 bis zum Frühjahr 2000 hat sich der Dow Jones von 6.000 auf knapp 12.000 Punkte nahezu verdoppelt, der Nasdaq-Index hat sich sogar verdreifacht. Das Cape-KGV ist in dieser Zeit immer weiter gestiegen und erst bei einem Wert von fast 45 kam dann der große Einbruch an den Märkten.

 

Mit 27 – ist noch lange nicht Schluss

Und auch jetzt muss bei einem Wert von 27 noch lange nicht Schluss sein, zumal es im Vergleich zur Situation des Jahres 2000 einen gravierenden Unterschied gibt: Die Zinsen sind deutlich niedriger. Sie sind trotz des kleinen Anstiegs in den vergangenen Wochen sogar historisch niedrig. Ich weiß, die Aussage „dieses Mal ist alles anders“ verbietet sich an der Börse eigentlich, aber tatsächlich gab es so ein niedriges Zinsumfeld noch nie. Insofern kann auch niemand wirklich abschätzen, wie die Auswirkungen des Nahe-Null-Zinsniveaus auf den Aktienmarkt tatsächlich sind. Fakt ist, das niedrige Zinsen grundsätzlich gut sind für Aktien. Und Fakt ist auch, dass das Interesse nach Anleihen mit extrem niedrigen Zinscoupons und der fehlenden Aussicht auf Kursgewinne sehr gering ist.

 

Und was eigentlich, wenn sich das Szenario vom Ende der 1990er-Jahre wiederholt und wir jetzt erst am Anfang einer Rallye stehen und das Cape-KGV wieder Richtung 45 läuft? Dann freuen sich diejenigen, die sich von solchen Indikatoren nicht verängstigen lassen über satte Kursgewinne und die anderen gehen leer aus – oder verlieren sogar, wenn sie sich gegen den Markt stellen. Wie heißt es doch so treffend: Der Markt hat immer recht. 

 

Viele Grüße und viel Erfolg,

Ihr Alfred Maydorn

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