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Platzt die größte Spekulationsblase der Welt?

Dienstag, 13.09.2016

Alfred Maydorn, Chefredakteur

 

Liebe Leser,

es ist im Moment ein wenig so wie in einem Fahrgeschäft auf dem Jahrmarkt. Nachdem es zunächst eine Fahrt in Fahrtrichtung gab, unterbricht der schlechtgelaunte Mann an der Kasse kurz die Helene-Fischer-Beschallung und kündigt mit monotoner Stimme an, dass die nächste Fahrt jetzt wieder rückwärts gehen werde.

 

Deutlich rückwärts ging es gestern auch wieder an der Wall Street, der Dow Jones schmierte erneut um knapp 260 Punkte ab. Aber dieses Mal war keine Äußerung eines Notenbankers oder einer Notenbankerin für den Kursrutsch verantwortlich, denn die haben bis zur nächsten Notenbanksitzung in der kommenden Woche einen Maulkorb und dürfen nicht mehr öffentlich über mögliche Zinsentscheidungen philosophieren.

 

Anleihen lassen Luft ab

Was die Aktienmärkte gestern belastete, hatte aber auch mit den Zinsen zu tun. Aber nicht mit den Leitzinsen sondern vielmehr mit denen am Anleihemarkt. Denn die sind gestern erneut kräftig gestiegen. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen hat zeitweise 1,75 Prozent erreicht und damit das höchste Niveau seit Mai. Gleichzeitig verlief eine Auktion neuer Papiere außerordentlich schleppend. Es gibt Experten, die davor warnen, dass das die ersten Signale sind, dass die gewaltige Spekulationsblase am Anleihemarkt platzen oder zumindest ordentlich Luft verlieren könnte. Jahrelang war trotz extrem niedriger und teilweise negativer Renditen massenhaft Kapital in Anleihen geflossen. Jetzt scheint sich dieser Trend umzudrehen.

 

Deutsche Rendite wieder positiv

Auch in Deutschland wurden zuletzt Anleihen im großen Stil abgestoßen, die Rendite für 10-jährige Anleihen ist wieder positiv, nachdem sie monatelang in negativem Terrain verharrte. Allerdings ist der aktuelle Zinssatz mit 0,062 Prozent alles andere als üppig. Und selbst in Japan, das ja bekanntlich der Vorreiter der Niedrigzunspolitik war und ist, notiert die Rendite der 10-jährigen mit minus 0,016 Prozent nur noch ganz knapp unter der Nulllinie. Zeitweise waren die Zinsen hier auf minus  0,3 Prozent gefallen.

 

Cash is King

Die wieder steigenden Zinsen sind keine guten Nachrichten für den Aktienmarkt, gilt doch das Niedrigzinsumfeld als einer der größten Triebfedern für steigende Aktienkurse, wie auch die September-Befragung von Fondsmanagern durch die Bank of America Merrill Lynch ergab. Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Die Cashquote hat sich im Vergleich zum August um 0,1 Prozentpunkte auf jetzt 5,5 Prozent weiter erhöht – ein außerordentlich hoher Wert, der nur von den 6,3 Prozent getoppt wurde, die nach den Terroranschlägen im September 2001 erreicht wurde. Der hohe Cashbestand ist ein klassischer Kontraindikator. Schon Cash-Level über 4,5 Prozent gelten allgemein als Kaufsignal, urteilt die die Bank of America.

 

Warten auf den 21. September

Steigende Zinsen, hohe Cashbestände und verwirrte Marktteilnehmer. Es ist völlig ungewiss, wie es an den Finanzmärkten weitergeht, oder, um im Bild zu bleiben, in welche Richtung die nächsten Fahrten stattfinden werden. Sicher ist nur, dass es spannend bleibt. Und dass alle auf die Entscheidung der US-Notenbank am 21. September warten. Dort werden die Weichen gestellt, sowohl für den Anleihe- als auch für den Aktienmarkt. Bis dahin kann man sich noch auf einige Richtungswechsel an den Märkten einstellen. Und das gilt vermutlich auch für die Zeit nach der Zinsentscheidung. Aber der langfristige Trend am Aktenmarkt wird positiv bleiben, denn auch die Zinsen bleiben niedrig. Eine Erhöhung um 25 Basispunkte ist nun Mal kein großes Ding – und daher speilt es eigentlich auch keine Rolle, ob sie nun im September oder erst im Dezember kommt.

 

Viele Grüße und viel Erfolg,

Ihr Alfred Maydorn

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