Liebe Leser,
die Zahl der Experten, die den Untergang von Tesla prognostizieren wird nicht kleiner – obwohl das Unternehmen zuletzt bei der Massenproduktion des Model 3 gut vorangekommen ist. Das Argument der Zweifler: Tesla wird mit dem Model 3 kein Geld verdienen, daher würden sich die Verluste mit jedem mehr verkauften Auto nur immer weiter erhöhen. Zudem sei Firmenchef Elon Musk für das Unternehmen nicht tragbar, wie sein harsches Verhalten auf der Telefonkonferenz zu den jüngsten Quartalszahlen unter Beweis gestellt hat.
Leerverkäufe auf Rekordniveau
Und so haben die Spekulanten auf fallende Kurse ihre Positionen zuletzt nochmals kräftig ausgebaut. Seit der Vorlage der Q1-Zahlen am 2. Mai wurden 400.000 weitere Aktien von Tesla leerverkauft, das heißt sie wurden von Aktienbesitzern ausgeliehen und dann am Markt verkauft – in der Hoffnung sie später deutlich günstiger wieder zurückkaufen zu können. Mittlerweile sind 40,5 Millionen Tesla-Aktien leerverkauft und damit über 50 Prozent mehr als noch im Oktober.
Limit ist fast erreicht
Viel mehr können es jetzt nicht mehr werden, denn es sind insgesamt überhaupt nur rund 47 Millionen Aktien zur Leihe und damit zum Leerverkauf verfügbar. Und je mehr sich die Zahl der leerverkauften Tesla-Aktien diesem Wert nähert, desto höher wird die Leihgebühr. Bei Tesla hat diese mittlerweile ohnehin schon einen sehr hohen Wert von knapp vier Prozent erreicht – noch vor einem halben Jahr waren es 0,5 bis 0,75 Prozent. Schon bald könnte die Leihgebühr Werte von 10, 20 oder gar 30 Prozent erreichen, prognostizieren die Analysten von S3 Partners, die sich auf Leerverkäufe spezialisiert haben.
Wie viel Verlust ist tragbar?
Während die Zahl der leerverkauften Aktien also kaum noch steigen kann, ist eine drastische Reduzierung jederzeit möglich. Denn schon jetzt liegen die meisten Leerverkäufer kräftig im Minus. Allein im Mai hat sich die Schieflage durch die steigenden Tesla-Kurse um 454 Millionen Dollar erhöht. Und wenn die Aktie noch etwas weiter steigt, dann werden mehr und mehr Leerverkäufer aus Gründen der Verlustbegrenzung ihre Positionen schließen – oder schließen müssen.
Wann kommt der Shortsqueeze?
Und das Schließen eines Leerverkaufs ist faktisch der Kauf von Aktien über die Börse. Oder anders ausgedrückt, wenn alle Leerverkäufer ihre Positionen schließen würden, dann müssten sie 40,5 Millionen Tesla-Aktien im Gegenwert von aktuell 12,2 Milliarden Dollar kaufen – mit erheblichen Auswirkungen auf den Aktienkurs. Aber selbst wenn nur ein Teil der Positionen geschlossen wird, kann das den Kurs der Tesla-Aktie kräftig in die Höhe schnellen lassen – man spricht dann von einem Shortsqueeze, einem „Zerquetschen der Leerverkäufer“.
Ein solcher Shortsqueeze hat die Tesla-Aktie vor etwa einem Jahr innerhalb von nur zehn Handelstagen von 304 auf 372 Dollar in die Höhe getrieben, also um satte 22 Prozent. Ein ähnlicher Anstieg könnte sich in Kürze wiederholen. Spätestens wenn die Tesla-Aktie über ihren Widerstand im Bereich 310/312 Dollar steigt, könnte es eng werden für die Leerverkäufer.
Tesla, in US-Dollar
Was jetzt zu tun ist
Mein dringender Rat: Auch wenn Sie die Aktie von Tesla für überteuert halten, spekulieren Sie nicht auf fallende Kurse, schon gar nicht mit Hebel. Und alle anderen können die aktuelle Situation durchaus für eine kleine Spekulation auf steigende Kurse nutzen. Mein Rat ist aber eher, überhaupt nicht mit Tesla zu spekulieren – in welche Richtung auch immer –, sondern einfach die Aktie zu kaufen und einfach ein paar Jahre liegen zu lassen.
Viele Grüße und viel Erfolg,
|