Liebe Leser,
für die Aktienmärkte stehen die vielleicht wichtigsten beiden Tage des Jahres an. Heute tagt die US-Notenbank FED und morgen dann die EZB. Vor allem die Zinsentscheidungen der beiden wichtigsten Notenbanken der Welt beeinflussen die Märkte stark und vor allem auch nachhaltig. Aber auch andere Entscheidungen haben großen Einfluss – und sogar bestimmte Äußerungen oder Formulierungen haben schon oft zu größeren Bewegungen bei Aktien geführt – sowohl nach unten als auch nach oben.
Bei den jetzt anstehenden Sitzungen geht es vor allem um die Perspektive. Bei der EZB dreht sich alles um die Anleihekäufe. Vermutlich wird man das Volumen von derzeit 30 Milliarden Euro weiter reduzieren und sie zum Jahresende ganz einstellen. An den Zinsen wird die EZB sicherlich nichts verändern, der Leitzins bleiben wo er ist: Bei Null komma Null.
FED: heute sicher, morgen nicht
Ganz anders sieht es da bei der US-Notenbank (FED) aus. Sie wird auf ihrer heutigen Sitzung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Zinsen zum zweiten Mal in diesem Jahr anheben – auf dann 1,75 bis 2,00 Prozent. Während die heutige Erhöhung ausgemachte Sache ist, liegt der Fokus der Börsianer auf den Äußerungen der Notenbanker, was den weiteren Jahresverlauf betrifft. Wird es noch eine weitere Zinserhöhung geben oder vielleicht sogar noch zwei?
Eine Frage der Wahrscheinlichkeit
Zuletzt hat sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Zinsen bis zum Jahresende in den USA auf 2,25 bis 2,50 Prozent steigen, es also noch zwei Zinserhöhungen gibt. Sie liegt jetzt bei immerhin 39 Prozent. Das Szenario einer weiteren Zinserhöhung hat mit 41 Prozent nur noch knapp die Nase vorn. Eher unwahrscheinlich sind mit 12 Prozent nur noch eine weitere Erhöhung und mit 6 Prozent noch drei weitere Erhöhungen auf ein Zinsniveau von dann 2,50 bis 2,75 Prozent.
Sind diese auf Basis der Fed-Funds-Futures berechneten Wahrscheinlichkeiten wirklich so wichtig? Ja sind sie, weil es wie immer an der Börse vor allem um Erwartungen geht. Und darum, inwieweit die erwarteten Dinge auch eintreten. Börsianer mögen keine Überraschungen – schon gar nicht an der Zinsfront. Daher ist es sogar gut, dass mittlerweile auch zwei weitere Zinsschritte durchaus im Bereich der Erwartungen liegen, sich also das Enttäuschungspotenzial in Grenzen hält – sollte es denn heute Abend Andeutungen in diese Richtung geben.
Ungeliebte Überraschung unwahrscheinlich
Also die Gefahr negativer Überraschungen von der für Aktien so wichtigen Zinsfront hält sich in sehr engen Grenzen. Und selbst wenn es in den USA doch noch zwei weitere Zinserhöhungen auf dann maximal 2,5 Prozent geben sollte, bleibt das Zinsniveau im historischen Vergleich sehr niedrig, wie ein Block auf den Chart der Notenbank-Zinsen seit 1982 zeigt:
Viele Grüße und viel Erfolg,
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