Liebe Leser,
seit der DAX am 20. Juni sein Allzeithoch bei 12.951 Punkten erreicht hat, kommt er nicht mehr so recht ins Laufen – um es einmal vorsichtig auszudrücken. Tatsächlich ist er auf nur noch 12.150 Punkte durchgesackt und notiert damit nur noch knapp über der wichtigen Unterstützung bei etwa 12.100 Punkten. Und es spricht derzeit nicht viel dafür, dass diese Marke nicht unterschritten wird. Dabei sind es weniger die neuen geopolitischen Sorgen wie die Korea-Krise, die den deutschen Aktienmarkt belasten, sondern vielmehr hausgemachte Probleme.
Henkel enttäuscht
Anders als in den USA, wo die laufende Ergebnis-Saison so gut läuft wie lange nicht mehr, sind die Bilanzen der deutsche Großkonzerne bestenfalls durchwachsen ausgefallen. Ein gutes Beispiel sind die heutigen Henkel-Zahlen: Zwar zogen die Umsätze im zweiten Quartal um knapp zehn Prozent auf 5,1 Milliarden Euro an, aber rechnet man den zusätzlichen Umsatz des übernommenen US-Waschmittelkonzerns Sun heraus lag das Umsatzplus bei mageren 2,2 Prozent. Und das lag unter den Erwartungen der Analysten.
Damit ist Henkel in (weniger) guter Gesellschaft mit vielen DAX-Unternehmen, die mit ihren Zahlen unter den Erwartungen blieben. Die Aktie von Henkel reagiert auf die Verfehlung mit einem Kursabschlag von über drei Prozent.
Massiver Vertrauensverlust
Und dann sind da ja noch die drei Autowerte im DAX, bei denen jegliche Erholungsversuche bisher im Ansatz gescheitert sind, obwohl sie kaum mehr Unterstützung seitens der Politik hätten bekommen können. Aber der Vertrauensverlust in die deutschen Autobauer hat bedrohliche Ausmaße angenommen. 57 Prozent der Deutschen haben durch die Diesel-Tricksereien das Vertrauen in die deutsche Automobilindustrie verloren, wie eine neue Umfrage von DeutschlandTrend ergab – ein erschreckend hoher Wert. Auch die Aktionäre der Auto-Werte verlieren mehr und mehr das Vertrauen und trennen sich von ihren Aktien.
Wer rettet den DAX?
Henkel enttäuschend, die deutschen Autoaktien in der Dauerkrise, das DAX-Schwergewicht Siemens seit Wochen praktisch im freien Fall – der DAX ist schwer angeschlagen und ein weiteres Abrutschen wird nur schwerlich zu verhindern sein. Und wer sollte den DAX denn auch retten? Wir haben eben keine Apple, die mit einem Hammer-Ergebnis den ganzen Dow Jones mal eben nach oben katapultiert – oder eine Boeing, die seit Wochen allen davon fliegt. Klar, wir haben die Lufthansa, die in diesem Jahr mit plus 60 Prozent hinter RWE zweitbester DAX-Wert ist. Aber die Gewichtung der Airline im DAX beläuft sich nur auf magere 0,7 Prozent. Zum Vergleich: Boeing hat mit gut sieben Prozent ein zehn Mal höheres Gewicht im Dow Jones.
Die DAX-Alternativen
Und die Moral von der Geschicht´: Setze auf den DAX nicht. Denn in der aktuellen Zusammensetzung wird er sich vermutlich auch in den nächsten Wochen und Monaten schlechter entwickeln als der Dow Jones und viele andere Indizes. Auch im eigenen Land liegt der DAX klar zurück. Er ist seit Jahresbeginn um lediglich 6 Prozent gestiegen, während der MDAX um 12 Prozent und der TechDAX sogar um 24 Prozent zugelegt hat. Es gibt sie also, die Alternativen zum DAX.
DAX (blau), MDAX (rot), TecDAX (pink) seit Jahresbeginn
Viele Grüße und viel Erfolg,
|