Liebe Leser,
und immer wenn man meint, mehr Drama gehe eigentlich gar nicht, setzt Volkswagen noch einen drauf. Obwohl der viel gescholtene Konzern beim neuen Skandal eigentlich nur mittelbar beteiligt ist. Wenn ein Angeklagter die Chance hätte, die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft umzuschreiben, dann würde er mit Sicherheit auch nicht Nein sagen. Aber natürlich würde kein Staatsanwalt der Welt auf so eine abstruse Idee kommen. Dass eine solche Vorgehensweise für Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der Zugleich im Aufsichtsrat von VW sitzt, vollkommen normal zu sein scheint, zeigt recht deutlich, die massiv verschobene Realitätswahrnehmung einiger Politiker im Hinblick auf die „gute Zusammenarbeit“ mit der „lebenswichtigen“ Automobilindustrie.
Die Tage sind gezählt
Es spielt gar keine Rolle, ob Volkswagen wichtige oder unwichtige Teile von Weil´s Rede ändern ließ, es ist an sich schon ein Skandal, dass die Rede VW überhaupt zur „Überprüfung von Fakten und rechtlichen Gegebenheiten“ vorgelegt wurde. Kann sich die Landesregierung in Niedersachsen keinen Anwalt leisten, der diese Aufgabe normalerweise übernimmt? Hätte man sicherlich, wollte man aber offenbar nicht.
Jetzt muss Herr Weil die Konsequenzen tragen – und es wäre ein Wunder, wenn er diese Woche als Ministerpräsident überleben würde. Zumal er ja ohnehin gerade die Mehrheit im Landtag verloren hat.
Ein neuer Chef muss her
Aber nicht nur für Weil, sollte seine lange Reise der „gewollten Interessenkonflikte“ vorbei sein, auch bei VW wird es höchste Zeit zum Aufräumen. Bisher ist man von einem „echten Neuanfang“ geradezu Lichtjahre entfernt. Das Personal wurde zwar ordentlich rochiert, aber eben nicht erneuert. Vor allem ein neuer Vorstandschef ist bitter vonnöten.
Wer es machen soll? Es gibt da einen norddeutschen Ministerpräsidenten, der vermutlich bald frei ist – und sogar schon im Aufsichtsrat von VW sitzt. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass jemand von der Politik direkt in die Auto-Industrie wechselt. Schöne Grüße von Herrn Wissmann.
VW-Aktie unter Druck
Wenig zu lachen haben indes die Aktionäre. Das Papier von Volkswagen ist mittlerweile unter 130 Euro gerutscht. Damit ist nun auch VW in diesem Jahr ins Minus gerutscht (-2,5 Prozent) und in bester Gesellschaft mit BMW (-8,4 Prozent) und Daimler (-14,4 Prozent). Mein Rat lautet weiterhin: Lassen Sie sich nicht von den vermeintlich günstigen Bewertungen blenden und machen Sie um die deutschen Autoaktien einen weiten Bogen.
Volkswagen, in Euro
Viele Grüße und viel Erfolg,
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