Liebe Leser,
die Abonnenten des maydornreport kennen den nachfolgenden Text schon, ich habe ihn aus dem maydornreport der vergangenen Woche entnommen. Aber je mehr ich über dieses Thema zuletzt nachgedacht habe, desto klarer wird mir, wie groß die Gefahr für die herkömmlichen Autohersteller ist, in nicht allzu ferner Zukunft zu reinen Fertigungs-Unternehmen werden. Aber lesen Sie selbst:
Als Daimler-Chef Dieter Zetsche im Herbst 2015 von einer Reise aus dem Silicon Valley zurückkam, war er sichtlich beeindruckt von den Aktivitäten der dort ansässigen Firmen im Bereich Elektromobilität und ließ sich zu einer bemerkenswerten Äußerung hinreißen: „Wir wollen keine Auftragsfertiger wie Foxconn werden.“
Aber genau darauf läuft es beim Elektroauto hinaus, wenn die deutschen und die internationalen Autobauer keinen radikalen Kurswechsel hinlegen. Denn das Herzstück eines Elektroautos ist eben nicht mehr der Motor, sondern allen voran zwei Dinge: die Software und die Batterietechnologie. Und bei beiden Schlüsseltechnologien sind die Autokonzerne recht deutlich ins Hintertreffen geraten, sofern sie überhaupt eigene Entwicklungen vorzuweisen haben.
General Motors setzt auf Südkorea
Das wird besonders deutlich am neuen Elektroauto von General Motors. Der Chevy Bolt wird seit einiger Zeit zu Kampfpreisen ab 37.500 Dollar angeboten und Experten schätzen, dass GM pro Auto rund 9.000 Dollar Verlust erwirtschaftet. Das liegt vor allem daran, dass GM fast alle entscheidenden Bauteile zukaufen muss. So liefert der südkoreanische Konzern LG Chem nicht nur die Batterie für den Bolt, sondern auch den kompletten Antriebsstrang, die Elektromotoren, das Infotainment-System und die komplette Klimatisierungsanlage – für alles zusammen muss GM rund 20.000 Dollar pro Fahrzeug nach Südkorea überweisen.
Und wie alle anderen Hersteller kauft GM auch viele andere Bauteile wie etwa Bremsen, Beleuchtung oder Sitze bei Zulieferfirmen zu. Da stellt sich am Ende die Frage: Was stammt überhaupt noch von GM selber? Werden die Autos bei GM nur noch aus Bauteilen anderer Hersteller zusammengeschraubt – so wie es Foxconn in China für Apple macht?
Nur wenn die Autoindustrie die Kernkompetenzen im Bereich Elektromobilität selbst besetzt, kann sie die „Foxconnisierung“ verhindern. Einigen wenige Unternehmen wird dies gelingen, den meisten vermutlich nicht.
Der Chevy Bolt von General Motors kommt in Kürze als Opel Ampera-e auch in Deutschland auf den Markt. Er soll eine Reichweite von rund 380 Kilometern haben und 44.000 Euro kosten.
Viele Grüße und viel Erfolg,
|