Liebe Leser,
„Das wird doch alles von den Medien hochsterilisiert“, sagte einst der Fußballer und Trainer Bruno Labbadia. Und recht hat er, auch in der Finanzbranche halten immer mehr Superlative Einzug. So steht etwa der „Super-Donnerstag“ an. Gleich drei „Mega-Ereignisse“ könnten die Finanzmärkte heute in Aufruhr versetzen, mutmaßen viele Experten: Die Wahl der Briten, die Aussagen von Ex-FBI-Chef Comey und dann berät sich auch noch die Europäische Zentralbank. So viel Action an einem Tag gibt es selten, aber wie wichtig sind diese super-wichtigen Entscheidungen wirklich? Und wie wahrscheinlich ist es, dass es zu unangenehmen Überraschungen kommt? Ja, klar, es hatte auch niemand Trump als Präsidenten oder den Brexit auf dem Radar, aber selbst diese wirklich faustdicken Überraschungen haben den Aktienmärkten nur wenige Stunden geschadet. Im Gegenteil, viele Experten bezeichnen die Aufwärtsbewegung am US-Aktienmarkt sogar als „Trump-Rallye“, was aber meiner Ansicht nach unzutreffend ist. Auslöser der Rallye waren vielmehr starke Konjunkturdaten und gute Unternehmensergebnisse.
Was ist wirklich wichtig?
Aber zurück zum Super-Donnerstag. Von den drei wahnsinnig wichtigen Ereignissen ist eigentlich nur eines für die Börse von Bedeutung. Oder besser gesagt „wäre“ von Bedeutung. Denn wenn eines von der heutigen EZB-Sitzung nicht erwartet wird, dann sind es Überraschungen. Vermutlich wird die Inflationsvorhersage einen Tick nach unten angepasst und die Wachstumsprognose etwas erhöht – das war es dann aber auch. An den wirklich wichtigen Stellschrauben, den Leitzinsen und dem Anleihe-Aufkaufprogramm werden die Notenbanker mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht drehen. Also ist die heutige EZB-Sitzung praktisch ein Non-Event.
Und die anderen beiden Entscheidungen sind politisch und haben daher ohnehin eine untergeordnete Bedeutung für de Finanzmärkte. Zumal es wirklich kein Drama wäre wenn Theresa May die Wahl in Großbritannien überraschend doch verlieren würde. Und die Kernaussagen von Herrn Comey sind bereits bekannt. Und egal, was er vielleicht noch aussagt, Trump wird auch danach US-Präsident bleiben. Und ob seine ohne schon von Beginn seiner Präsidentschaft alles andere als blitzsaubere Weste einen neuen Fleck bekommt – so what?
Es wird super – aber erst am Freitag
Also, wirklich dramatisch wird der Super-Donnertag wohl nicht, aber er könnte wirklich „super“ werden. Wenn nämlich auch die Mehrheit der Marktteilnehmer zu dieser Einsicht kommt. Denn vermutlich haben sich – wie vor jedem wichtigen Ereignis – schon wieder viele Anleger gegen fallende Kurse abgesichert oder sogar darauf spekuliert. Und was passiert, wenn diese Spekulationen nicht aufgehen, war ja in den vergangenen Monaten schon mehrfach zu beobachten: Die Kurse schießen nach oben. Wobei das vermutlich erst am Freitag passieren wird, weil die Börse erst dann auf den Wahlausgang in Großbritannien und auf die Äußerungen Comeys reagieren kann.
Viele Grüße und viel Erfolg,
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