Liebe Leser,
mit Elektroautos ist es wie mit Windrädern – jeder findet die Idee toll, aber keiner will sie vor der eigenen Haustür haben.“ Diese Aussage ist nicht von mir, sondern sie stammt von Daimler-Chef Dieter Zetsche. Denn ich wäre nicht unbedingt unglücklich, einen Tesla S oder den neuen SUV von Tesla vor meiner Haustür stehen zu haben.
Der Vergleich von Windrädern mit Elektroautos ist ungefähr so sinnvoll wie der von Kühlschränken mit HD-Fernsehern – er macht einfach keinen Sinn. Was aber sehr wohl Sinn macht, ist das, was Zetsche eigentlich sagen will. Nämlich dass die Batterien leistungsfähiger werden müssen, um die Verkaufszahlen von Elektroautos nach oben zu treiben.
Leistung vervierfacht sich
Batteriespeicher sind auch der Schlüssel für die weitere Verbreitung Erneuerbarer Energien. So kommt eine neue Studie der Agora Energiewende zu einem erstaunlichen Ergebnis. Wenn man in Deutschland Batteriespeicher mit einer Leistung von 40 Gigawatt installieren würde, dann könnte man die Solarstromleistung von derzeit etwa 39 Gigawatt auf 150 Gigawatt mehr als vervierfachen, ohne dass ein einziges Solarmodul neu installiert werden müsste.
Voraussetzung ist natürlich, dass die Batterien leistungsfähiger und vor allem billiger werden. Und hier bedarf es nicht nur der Investitionsbereitschaft einiger weniger Unternehmen – allen voran Tesla –, sondern auch staatlicher Unterstützung. Man mag über die üppige Solarförderung in Deutschland schimpfen – aber ohne sie wäre es kaum möglich gewesen, den Preis für ein Watt Solarstrom von über 70 Euro auf unter 0,50 Euro zu senken.
1.000 Kilometer
Die kostengünstige Speicherung von Strom ist der heilige Gral für gleich zwei Milliardenmärkte: für die Stromversorgung und den Automobilbau. Wenn es Tesla tatsächlich gelingt, in zwei oder drei Jahren ein E-Auto mit 1.000 Kilometern Reichweite zu bauen, dann wird wohl auch Herr Zetsche seine Meinung ändern.
Die Tesla-Aktie hat gestern letztlich mit einem Anstieg um satte elf Prozent auf die Zahlen und vor allem den guten Ausblick reagiert. Und es spricht derzeit wenig dagegen, dass das schon alles gewesen ist.
Solar-Spekulation
Ebenfalls sehr gute Zahlen hat gestern SolarEdge vorgelegt. Umsatz und Gewinn über den Erwartungen und auch der Ausblick konnte sich sehen lassen. Die Aktie schnellte nachbörslich in New York um acht Prozent nach oben. Ärgerlich nur, dass sie im regulären Handel neun Prozent verloren hatte, weil ein Konkurrent (Enphase Energy) zuvor vor einem schwachen vierten Quartal gewarnt hatte und dessen Aktie daraufhin um 37 Prozent abstürzte.
Die Sorge, dass SolarEdge ein ähnliches Schicksal ereilen könnte, bestätigte sich nicht und daher dürfte der Kurs der Aktie noch ein ordentliches Stück weiter zulegen.
Viele Grüße und viel Erfolg
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