Liebe Leser,
das hört man gern in Stuttgart und München: BMW und Daimler waren 2016 die profitabelsten Autohersteller der Welt. Die Unternehmensberatung Ernst & Young hat ausgerechnet, dass BMW auf einen Gewinnanteil von zehn Prozent vom Umsatz kam, bei Daimler waren es 8,4 Prozent. In absoluten Zahlen verdiente nur Toyota mehr als die beiden deutschen Premium-Hersteller. Der operative Gewinn der Japaner erreichte 17,5 Milliarden Euro, bei Daimler waren es 12,9 Milliarden Euro, BMW kam auf 9,4 Milliarden Euro.
Aber irgendwie kommen diese wirklichen beeindruckenden Zahlen nicht an den Finanzmärkten an. Die Aktien von Daimler und BMW kamen in den vergangenen Tagen erneut ordentlich unter Druck. Beide Aktien gehören im laufenden Jahr zu den wenigen Verlierern im DAX. Nur die Aktie der Deutschen Bank hat 2017 noch mehr verloren als die beiden Autobauer. Bei Daimler summiert sich das Minus seit Jahresbeginn auf gut vier Prozent, bei BMW sogar auf über fünf Prozent.
„Einen Gang zurückschalten“
Der Grund für diese auffallende Schwäche ist schnell gefunden: Immer mehr Anleger haben – durchaus berechtigte – Sorgen, dass sich die traumhaften Ergebnisse des Vorjahres nicht wiederholen lassen. Auf allen drei wichtigen Weltmärkten wird sich das Wachstum in diesem Jahr abschwächen, prognostiziert der Ernst&Young-Autoexperte Peter Fuß: „Das Wachstum schwächt sich ab, weil der US-Markt schwächelt, China einen Gang zurückschaltet und auch in Europa die Dynamik nachlässt.“
Schrumpfendes Wachstum, steigende Investitionen
Vor allem in China, dem mittlerweile wichtigsten Markt für die deutschen Autokonzerne deuten die Prognosen auf eine deutliche Abkühlung des Geschäftes hin. Das Wachstum soll 2017 auf nur noch fünf Prozent zurückgehen, nachdem die Autoverkäufe dort im vergangenen Jahr noch um 18 Prozent zugelegt hatten. In den USA und Deutschland wird für dieses Jahr eine Stagnation der Autoverkäufe prognostiziert.
Zu den verhaltenen Absatz-Prognosen gesellen sich die steigenden Kosten für Forschung und Entwicklung. Vor allem im Bereich Elektromobilität sind in den kommenden Jahren immense Ausgaben vonnöten, die sich auf die Ergebnisse niederschlagen werden. Aber wer hier spart, der zahlt in einigen Jahren die Zeche, wenn er keine konkurrenzfähigen Elektroautos im Angebot hat.
Keine guten Aussichten für die Aktionäre
Die fetten Jahren für Daimler und BMW sind vorbei. Im Gegenteil, sie müssen jetzt aufpassen, sich nicht auf dem in den letzten Jahren angesammelten Speck auszuruhen, sondern diesen so schnell und so gezielt wie möglich in Zukunftstechnologien, sprich in die Elektromobilität, zu investieren. Sonst droht ihnen ein ähnliches Schicksal wie Nokia. Die Aktien von Daimler und BMW dürften in Anbetracht der wackeligen Perspektiven und der wachsenden Herausforderungen in diesem und wohl auch in den kommenden Jahren nicht zu den Outperformern im DAX zählen.
Daimler(blau) vs. DAX (rot), seit Jahresbeginn
Viele Grüße und viel Erfolg,
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