Alfred Maydorns tägliche Analyse – klar, konkret, kontrovers

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Erst Zinswende, dann Crash – gibt es wirklich Parallelen zu 1987?

Montag, 05.02.2018

Alfred Maydorn, Chefredakteur

 

Liebe Leser,

wenn die Aktienkurse fallen haben Privat-Anleger im Vergleich zu Menschen, die sich beruflich mit Börse und Aktien beschäftigen einen großen Vorteil: Sie können sich einfach mal für ein paar Stunden oder ein paar Tage oder sogar noch länger eine Auszeit nehmen und sich einfach mit anderen – schöneren – Dingen beschäftigen. Das ist nicht nur für die eigene Psyche sehr angenehm, sondern kann auch durchaus hilfreich für die Einschätzung der Gesamtsituation sein. Denn wer sich tagtäglich oder sogar mehrmals am Tag die Situation an den Märkten bewerten muss, tut sich mit der Bewertung der Großwetterlage in der Regel schwer.

 

Sogar schlimmer als 1987

Nachdem ich am Samstag noch auf dem Börsentag in Frankfurt unterwegs war – und dort einige sehr interessante Gespräche geführt und Eindrücke gewonnen habe, konnte ich zumindest den gesamten Sonntag über das Thema Börse geflissentlich ignorieren. Umso überraschter war ich dann heute früh, wie dramatisch doch einige meiner Kollegen die aktuelle Situation bewerten. „Wiederholt sich der Crash von 1987“ war etwa auf einem durchaus etablierten Finanzportal zu lesen. Geht es nach Punkten, dann haben wir den Crash am vergangenen Freitag schon gehabt. Denn die 666 Punkte Minus beim Dow Jones überstiegen den Verlust am 19. Oktober 1987, dem Tag des letzten großen Crashs. Damals ist der der Dow Jones übrigens „nur“ um 502 Punkte gefallen. Aber das waren eben 22,6 Prozent, während die 666 Punkte vom Freitag nur läppischen 2,5 Prozent entsprachen.

 

Die große Zinsangst

Also einer der Hauptgründe für den 1987er-Crach werden die Angst vor einer zunehmenden Inflation und vor steigenden Zinsen genannt – und genau das ist auch jetzt die größte Sorge an den Börsen. Aber das Niveau ist ein ganz anderes als vor gut 30 Jahren. Von Anfang 1987 bis zum Crashmonat Oktober waren die Zinsen für 10-jährige US-Staatsanleihen von für damalige Verhältnisse eher niedrigen 7,1 Prozent auf 9,5 Prozent gestiegen. Auch jetzt sind die Zinsen für 10-jährige US-Staatsanleihen kräftig gestiegen, allerdings von extrem niedrigen 2,0 Prozent im September 2017 auf aktuell noch immer historisch niedrige 2,85 Prozent.

 

Klar, niemand weiß, ob die Zinsen nicht noch weiter steigen. Geht es im aktuellen Tempo weiter, dann ist die von vielen Experten gefährliche 3-Prozent-Marke bei den US-Staatsanleihen in wenigen Tagen erreicht. Aber ob das dann wirklich die in den vergangenen Jahren immer wieder propagierte Zinswende ist, lässt sich auch dann nicht endgültig sagen. Interessanterweise kam es 1987 übrigens nicht zu weiter steigenden Zinsen. Die 9,5 Prozent vom Oktober 1987 wurden seitdem nie wieder erreicht.

 

Korrektur? Vielleicht. Crash? Eher nicht.

Selbst wenn es durch weiter steigende Zinsen in den nächsten Tagen zu weiteren Abschlägen am Aktienmarkt kommen sollte, so sind wir von einem wirklich für Aktien „bedrohlichen“ Zinsniveau noch immer Lichtjahre entfernt. Und solange laut über ein echtes Horrorszenario, also einen anstehenden Crash am Aktienmarkt, nachgedacht wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es auch wirklich eintritt ohnehin minimal. Und selbst wenn es nur zu einer größeren Korrektur von zehn oder sogar 15 Prozent kommen sollte, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Abschläge zügig wieder aufgeholt werden. Warum? Ganz einfach, weil es auch bei minimal erhöhten Zinsen keine echte Alternative zur Aktie gibt und weil die Menge des anzulegenden Kapitals weiter zunimmt.


Viele Grüße und viel Erfolg,

Ihr Alfred Maydorn

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